Back to the Future: Archiving Residential Children’s Homes in Scotland and Germany (ARCH)

Historische Akten auswerten und den Erkenntnisgewinn für die Gegenwart und Zukunft nutzen – das ist eines der Ziele des Forschungsprojektes „Back to the Future: Archiving Residential Children’s Homes in Scotland and Germany (ARCH)“. Der deutsche Part des Teams um Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Florian Eßer von der Universität Osnabrück forscht mit Akten der Jugendfürsorgeerziehung Freistatt, die einen Bestand im Hauptarchiv Bethel bilden. Herauszufinden gilt es, wie die Dokumentation in den Akten der 1920er bis Ende der 1970er Jahre ausgesehen hat. Darauf aufbauend sollen Kinder und Jugendliche, die heute in Heimunterbringung leben, unterstützt werden, selber digitale Archive anzulegen. Diese durch eigene Entscheidungen angelegten digitalen Akten sollen ihnen zukünftig zur Erinnerung dienen. Heute sind ehemals fremd untergebrachte Menschen auf die Akten angewiesen, die vom Träger der Einrichtung angelegt wurden. Dr. Maximilian Schäfer und Jelena Haskenhoff B.A., die in dem DFG-geförderten Projekt arbeiten, erforschen zunächst die historische Entwicklung der Aktenlage. Wie ist eine Einzelfallakte aufgebaut: vom offiziellen Behördenschriftwechsel bis zu privaten Briefen der Eltern, von Eintragungen des Personals bis zu Selbstzeugnissen. Dabei spielt die Analyse von Gruppenerfahrungen wie auch des individuellen Erlebens des Heimaufenthaltes eine wichtige Rolle, eingebettet in Gewalt- und Repressionserfahrungen der Betroffenen. Zudem werden Sachakten aus zwei weiteren Archivbeständen ausgewertet: die von der Teilanstaltsleitung in Freistatt angelegten Akten sowie die von der Betheler Anstaltsleitung geführten Akten. Auch Zeitschriften, Werbeschriften und Fotos aus dem Untersuchungszeitraum spielen bei der Erforschung der historischen Aspekte dieses Themas eine zentrale Rolle. Ziel ist es neue Formen von digitalen Archiven entstehen zu lassen. Die digitalen Kompetenzen, die durch das Forschungsprojekt eingebracht werden, sind auch für die heutige Archivwissenschaft wichtig.