Begegnungs- und Freizeitzentrum

Außenansicht Haus Eckehardt um 1930.

Das Begegnungs- und Freizeitzentrum wurde 1927 als Heilerziehungsheim Eckehardt gebaut. Schon vorher hatte es in der Senner Zweiganstalt immer wieder Ansätze der Jugendfürsorgeerziehung gegeben. Das Haus war ein Neubau und entstand nach den damals modernsten pädagogischen Grundsätzen.

Jeweils sieben bis acht Jugendliche sollten in vier Gruppenwohnungen zusammenleben und eine Erziehungsfamilie bilden. Statt eines gemeinsamen Speisesaals war jede Abteilung mit einem eigenen Wohn-, Ess- und Küchenbereich ausgestattet. Ausdrücklich setzte man auf das Zusammenwirken von Pädagogen, Seelsorgern, Psychologen und Ärzten. Als Konzept der Arbeitserziehung blieb weiterhin die Garten- und Feldarbeit; doch einen breiten Raum sollte der Schulunterricht einnehmen.
Gleichzeitig trieb man in Bethel und Eckardtsheim die Qualifizierung der Diakone für die Arbeit mit verhaltensauffälligen Jugendlichen voran. Im Haus Eckehardt entstand 1926/27 eine Erzieherschule in Trägerschaft der Diakonenanstalt Nazareth.

Schulunterricht im Heilerziehungsheim Eckehardt um 1930.

Seit 1931/32 kamen wegen der allgemeinen Finanzkürzungen im Deutschen Reich kaum noch Jugendliche in die Fürsorgeerziehung. Die verbliebenen Jugendlichen wurden in die Betheler Zweiganstalt Freistatt im Kreis Diepholz verlegt. 1935 musste die Erzieherschule schließen. Im Haus Eckehardt lebten seit einem Umbau 1934/35 psychisch kranke Männer. Während des Zweiten Weltkriegs war das Haus Lazarettabteilung und nach dem Krieg wurden hier psychisch kranke Displaced Persons behandelt.

Seit 1947 nutzte man Eckehardt wieder für die Fürsorgeerziehung. Dabei wurde nahtlos an die autoritären pädagogischen Konzepte aus der Vorkriegszeit angeknüpft: Achtung-Kommandos beim Betreten der Aufenthaltsräume, Antreten vor der Arbeit, marschierende Arbeitskolonnen; als Strafmaßnahmen waren weiterhin das Kahlscheren des Kopfes und die Isolierung in Zellen üblich.

Erst im Laufe der 1950er Jahre fand eine grundlegende Neuorientierung der lange vernachlässigten Erziehungsarbeit statt. Als Konsequenz wurde 1960 der Lutherhof gebaut und 1969 das Haus Neu-Eckehardt eröffnet. Das Haus Alt-Eckehardt beherbergte seit 1972 das Freizeitzentrum.

Heute bietet die Jugendhilfe in Eckardtsheim noch einige wenige Angebote. Das alte Haus Eckehardt wird als Begegnungs- und Freizeitzentrum genutzt.